Irgendwann um die Mittagszeit beginnt es in den Straßen des French Quarter von New Orleans zu klingen. An Straßenecken, auf Plätzen und in teilweise abgesperrten Straßen-Abschnitten sammeln sich die verschiedensten Musiker um sich die Gunst der Laufkundschaft zu erspielen. Dazwischen mischt sich auch mal ein Zauberer oder eine andere Gaukler-Variante. Wie in den Klubs gibt es hier auch eine Mischung aus naheliegenden und überraschenden Präsentationsformen.
Auf dem Platz vor der Kathedrale spielte an diesem Nachmittag ein kleine Brassband, bestehend aus Rhythmusgruppe und drei Posaunen. Die Posaunisten improvisieren frisch auf den groovenden Beats der Trommler und des Tubaspielers. Dabei spielen Sie mit dem Publikum, lassen einen Gruppe von Teenagern tanzen und kommen dabei erstaunlicher Weise nicht aus der Puste (sic!). Es heißt, dass die schlechtesten Musiker in New Orleans besser sind, als die besten Musiker aus anderen Städten. Die hier sind sicher nicht die schlechtesten in New Orleans.
In einem abgesperrten Straßenabschnitt hat sich ein Quartett aufgebaut. Die vier Typen um den singenden Klarinettisten spielen swingenden Dixieland. Ganz entspannt und zum Mitwippen einladend. Kein schlechter Platz um eine halbe Stunde am Nachmittag zu verbringen.
Meine (und vermutlich nicht nur meine) Favoriten sind Tanya & Dorise, zwei Frauen, die an einer Straßenecke über mehrere Stunden Violine und Gitarre spielen. Man merkt sehr schnell, dass es sich hier nicht um routiniertes Standard-Abnudeln handelt. Die Musikstücke, die aus Pop und Klassik stammen, werden von den beiden Musikerinnen virtuos und leidenschaftlich gespielt. Offensichtlich handelt es sich um eigene Arrangements. Es steht immer eine größere Menschenmenge um die beiden herum und nach jedem Stück gibt es begeisterten Beifall. Die beiden wechseln dann einen Blick, eine fängt mit einem neuen Stück an und die andere steigt ein. Ich bin an diesem Tag mehrmals an der Ecke vorbei gekommen und habe sie immer spielen sehen. Mal ekstatisch und intensiv, mal ruhig und … intensiv. Wie sie das über so lange Zeit aushalten können ist mir schleierhaft. Später, als ich auf dem Weg in die Bourbon Street so gegen 19 Uhr wieder vorbei kam, wurden sie von einem anderen Musikerpaar abgelöst.
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