Vor meiner Reise in die Staaten habe ich ein paar Termine gesammelt, an denen Bands in Boston bzw. New York auftreten, die mich interessieren. Karten habe ich nicht gekauft … man weiß ja vorher nie, ob nicht was dazwischen kommt. In Boston fehlte mir die Energie, um an den beiden möglichen Abenden noch was richtiges zu unternehmen – und in New York waren die vorgemerkten Gigs ausverkauft. Also habe ich vor Ort nach Events gesucht, bei denen ich möglichst einfach an möglichst verschiedene Bands komme. Und natürlich hat die Erreichbarkeit des Clubs auch eine Rolle gespielt.
Der Bowery Ballroom war quasi zweimal schräg über die Straße von meinem Hotel entfernt. Also bin ich an einem milden Donnerstag Abend rüber gegangen und habe mich überraschen lassen. Es traten zwei Bands aus dem Süden der Staaten auf, die gerade zusammen auf Tour waren. Support-Act war „Coin“, eine junge Band aus Nashville. Indie Pop sagt man dazu heute, weil sich der Sound aus diversen 80er/90er Mixturen bedient und irgenwie poppig ist. Da merke ich wieder, wie sinnlos es ist, Begriffe zu suchen, die doch nur Referenzen auf etwas sind, was man auch anders beschreiben kann. Also Schublade zu. Das Tanzbein zuckt und die musikalischen Ideen sind abwechslungsreich genug, dass ich nach dem 40 Minuten Gig eigentlich auch noch mehr hören möchte. Die Jungs sind total aufgeregt und doch irgendwie entspannt – weil sie noch keine Starallüren haben müssen. Sie bedanken sich dann auch tausendmal beim Hauptact und finden es auch total toll „New York“ zu rufen – und die rund 100 zahlende Gäste freuen sich darüber auch irgendwie.
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Der Konzertsaal des Bowery Ballroom liegt eine Etage über der Bar, die man vom Eingang her zuerst betritt. Der Club wurde 1997 eröffnet. Die Bowery war vor der auf schick gemachten Überarbeitung Ende der 90er ein ziemlich verrufenes Viertel. Trotzdem oder gerade deshalb war ein paar Blocks weiter das legendäre (und hier stimmt das Wort ausnahmsweise mal) CBGBs angesiedelt – das die Gentirifizierung der Gegend nicht überlebt hat. In der 315 Bowery werden heute schicke Klamotten und Schuhe verkauft. Im Bowery Ballroom gibt es also über dem gepflegten Bar-Raum den so etwa 300 Leute fassenden, klimatisierten Bühnen-Raum – mit Empore für mehr Überblick. Ich habe während die Vorband gespielt hat gerätselt, warum die Bässe so überstrahlen. Als der Hauptact, die „Kopecky Family Band“ loslegte verstand ich, dass der Bassist der Band offenbar seine Anlage so aufgedröhnt hat, dass man auf der linken Seite eigentlich nur den Bass hören konnte. Es war gleich klar, dass die meisten der Besucher wegen den Kopeckys gekommen waren. Die Band ist ebenfalls in Nashville zu Hause und hat bereits zwei Alben veröffentlicht. Eben lese ich in Wikipedia, dass die New York Times die Band mit Fleedwood Mac vergleicht und muss gestehen, dass ich nach ein paar Songs dachte „Led Zeppelin trifft Fleedwood Mac“. Und später gab’s auch noch ein Fleedwood Cover. Soweit wäre das geklärt. Ich hatte während des Gigs ein paar Hänger – Coin hat mich – ganz frisch und erwartungsfrei – eher mitgerissen. Und so gibt’s von mir nur ein „geht so“. Bei der Suche nach einem repräsentativen YouTube Clip hatte ich den Eindruck, dass eine Band wie Kopecky Family ein echtes Problem mit den inzwischen zum Standard avancierten „Live Studio Videos“ hat. Die bekannteren Songs der Band funktionieren eher mit kompaktem Sound und am besten auf der Bühne, wenn das Publikum mit-singt-ruft-spring. Im engen Studio verenden die „Who-o-oh’s“ ein bissel mickrig. Wer besser verstehen will, wie die Musik der Band klingt, sollte sich deren Alben anhören oder zum Konzert gehen.
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