Bands die mit mehr oder weniger langen Unterbrechungen seit knapp 40 Jahren existieren, müssen damit leben, dass ihre Fans vor allem nach den alten Hits fragen. Je nach dem, wie stark sich das Konzept der Bands verändert hat und je nachdem, wie viele alte Hits es überhaupt gibt, können und wollen sie dann diesen Wunsch auch erfüllen.
Beim Auftritt von Die Art und den Freunden der Italienischen Oper (FDIO) im Berliner Frannz Klub bin ich zwei Bands begegnet, die diese Herausforderung recht ausgewogen meistern konnten. Ich habe beide Bands vor knapp 10 Jahren zuletzt gesehen. In den späten 80ern durfte ich ihren Aufstieg in der Indieszene der DDR als Radio-DJ begleiten. Und natürlich habe ich mich auf die Songs gefreut, die ich an den ersten Takten erkenne und in voller Länge mit summen kann.
Auf der Tour, die Die Art und FDIO gerade durch angesagte Klubs der Region führt, wechseln sich die Bands in der Auftrittsreihenfolge ab. In Berlin spielte zuerst Die Art. Im nicht ganz ausverkauften Frannz-Klub konnten interessierte Fans direkt vor der Bühne tanzen ohne sich zu sehr herum drängen zu müssen. Die niedrige Bühne und der gute Sound erlaubten direkte Kommunikation zwischen Musikern und Publikum.
Natürlich unterscheiden sich die beiden Bands stilistisch. Mir ist ein Aspekt, eine Unterscheidung aufgefallen, die nicht nur mit der Art der Songs oder mit der unterschiedlichen Sicht auf das Leben und den ganzen Rest zu tun zu haben scheint. Oder anders herum: auch diese Dinge werden ja durch die Personen bestimmt, aus denen die Bands bestehen. Ich habe an diesem Abend zwei sehr unterschiedliche Formen von Coolness erlebt.
Die unaufgeregte, zurückgenommene Präsentation von die Art, bei der die reduzierten Bewegungen auf der Bühne ineinander fließen. Bei der die Reaktionen des Publikums aus dem Saal auf die Bühne rollen und von dort mit einem fast schüchternen Lächeln zurückgegeben werden. Natürlich gab es auch bei Die Art ausgeflipptes Herumtollen on stage – dann aber mehr so intern.
Die Freunde der Italienischen Oper kommen im weinroten Mobster-Anzug auf die Bühne und rollen von dort gefühlt nonstop eine Stunde lang mit voller Energie auf das Publikum, das keine andere Wahl hat als mit zu rocken. Jeder Song wird von Rays Stimme getragen. Joey und Tex rahmen mit krachenden Gitarren die Performance ein, Rajko und Boris sind Energiezantrale und Antrieb. Und sie geben die guten alten, immer wieder funktionierenden Rock’n’Roll Gesten, schwingende Beine, fallende Mikrofonständer, Kniefälle vor dem Pedalboard, gehobene Klampfe am Bühnenrand.
Zweimal Cool.
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schwierig – fotos zu machen …
die beschriebenen ereignisse kann ich mir sehr gut vorstellen, die einzufangen, ist aber eine andere sache (ich kann das z.b. überhaupt nicht, trotz jahrelangem fotografieren) …